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Mit dem Reifezeugnis in der Hand hatten wir damals diese noch junge Schule verlassen – und waren 50 Jahre lang nicht mehr zusammengekommen.
Zwar hatten sich einige von uns an der Uni oder sogar bei der Bundeswehr wiedergesehen, andere hatten ihre Pennälerfreundschaft auf gemeinsamen Reisen auf die Probe gestellt oder privat Kontakt zueinander gehalten. Aber viele hatten, literaturbeflissen oder nicht, im Sinne Goethes gehandelt: „Dass wir uns in ihr zerstreuen,/ Darum ist die Welt so groß.“ („Wanderlied“)
Ganz klein, wieder auf den Horizont der frühen 60er Jahre reduziert, erschien unsere Welt dann am Abend des 28. Januar 2015. Auf Initiative von Gerald Karich trafen im Wintergarten des SC Condor nacheinander 14 Damen und Herren um die Siebzig ein, die vor einem halben Jahrhundert im Klassenraum der 13b bzw. a gesessen hatten. Gespannte Neugier war auf den Gesichtern zu verzeichnen und dann erleichtertes Wiedererkennen. Bei so manchem Ankömmling aber auch kaum verhohlenes Erstaunen ob der so nicht erwarteten äußerlichen Veränderungen bei den einstigen Schicksalsgefährten..
Wer sofort freudig erkannt wurde, war die einzige anwesende Lehrkraft aus alten Zeiten: Dr. Harald Brandes, unser Erdkundelehrer und kundiger Begleiter unserer leider viel zu früh verstorbenen Klassenlehrerin Susanne Tesdorpf auf Fahrten nach Bamberg und Berlin.
Der Jüngste in der Runde war zurzeit unseres Schulabschlusses wohl gerade der Grundschule entwachsen: Der amtierende Leiter des Gymnasiums Farmsen, Herr Peter Geest, nahm sich die Zeit für einen Begrüßungsbesuch. Seine Erläuterung der aktuellen Situation seiner Dienststelle und der geplanten Bauvorhaben vermittelte uns den Eindruck, dass sich „unsere“ Schule nach wie vor in guten Händen befindet..
Im weiteren Verlauf des Abends wurden Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse einschließlich schulischer Glanz- oder Schandtaten ausgetauscht, erfolgreiche Karrieren, vielfach gekrönt von höheren akademischen Weihen, nachgezeichnet sowie glückliche und traurige Momente aus den familiären Umfeldern geschildert. Vor allem aber wurde auch von denen gesprochen, die aufgrund organisatorischer oder gesundheitlicher Probleme nicht dabei sein konnten oder, Lehrer wie auch Schüler, gar nicht mehr am Leben waren.
Die Tatsache, dass Menschen, die sich auf so unterschiedlichen Berufsfeldern betätigt hatten wie Architektur, Betriebswirtschaft, Bildende Künste, Biologie, Chemie, Jura, Pädagogik, Physik, Theologie oder Zahnmedizin und einander dabei so viele Jahre lang fern gewesen waren, sich an einem Abend nach 50 Jahren so gut verstanden, Interesse aneinander zeigten und eine gewisse Nähe zueinander verspürten, wurde wohl von allen Teilnehmern als äußerst angenehm, vielleicht auch als bewegend empfunden.
Um diese Eindrücke auch denen zu ermöglichen, die gern dabei gewesen wären, sollte man ein Treffen „Abi 65“ auf jeden Fall wiederholen.
Klaus Damian, 13b, 1965